Was bei mir anders ist ?
„Verhaltensauffällig“ hat der Schafscherer dieses Jahr gesagt… richtig, denn meine Tiere sind uns gegenüber offen und angstfrei.
Unser Balu läuft sogar oft mit den Zaun neben mir ab, wenn ich meine Kontrolle mache. Das liegt zum einen daran, dass ich viel Zeit mit den Schafen verbringe, aber sie wissen auch, dass sie nur Gutes von mir zu erwarten haben.
Die Fahrzeuge kennen die Tiere – sobald man vor der Weide anhält wird bereits „Meldung“ in der Herde gemacht und die Herde kommt direkt an den Zaun zum Begrüßen.
Die Lämmer bleiben in der Herde mit den Müttern zusammen und werden auch von den „Tanten“ mit sozialisiert und zum Spielen animiert.
Die Böcke sind über Sommer für sich auf einem kleinen Bauernhof mit Familienanschluss untergebracht. Erst im Herbst hole ich die Jungs zum mir auf die Weiden und stelle sie gezielt mit den Auen zusammen. So kann ich steuern welche Aue von welchem Bock gedeckt wir, damit keine Inzucht entsteht.
Außerdem kann ich so dafür sorgen, dass die Lämmer „ins grüner Gras fallen“. Grundsätzlich lammen einige Schafe / Rassen auch im Winter, aber es ist deutlich schöner , wenn die Weiden nahrhaft sind und die Mutterschafe die sehr zehrende Laktationsphase möglichst ohne Gewichtsverlust durchstehen.
Dadurch, dass ich die Pärchenbildung vorgebe, kann ich auch dafür sorgen, dass die Mutterschafe nicht im darauffolgenden Frühjahr wieder lammen. Meine Mutterschafe werden nur alle zwei Jahre gedeckt und die Jungtiere haben ebenfalls ein Jahr zum Aufwachsen. Im Normalfall geht der Bock auch auf die Lämmer (also unter 12 Monaten alt) und auf die Auen, die noch ihren Nachwuchs nähren.
Dementsprechend sind die Tiere, die ich gehen lasse meist älter als in einer konventionellen Haltung.
Der Tag ist dann echt schon sehr gebraucht…
Sonnenaufgang über der Schafswiese, leichter Nebel…es gibt morgendliche Streicheleinheiten (wer denn schon aufstehen mal) und eine kleine Leckerei aus dem Eimer… die schönste Seite meines Hobbies.
…und dann werden zwei Schafe mit Brötchen und Leckerei in den Viehanhänger verladen. ohne großes Misttrauen. Meine Tiere kennen das Prozedere. Es geht dann zur neuen Weide oder zu den Böcken.
Bis wir die Schlachttiere gehen lassen ist der Ablauf identisch zum Umweiden. keinem der Beteiligten an dem Tag ist es egal, was oder wie es abläuft. Den ausführenden Dorfschlachter habe ich über Empfehlung gefunden und seine ruhige, sachliche Art und Arbeitsweise passt zu meiner Vorstellung eines vertretbaren und würdigen Schlachtvorganges.
Schön? Nein, aber ich weiß, wofür ich es tue.
Ein Tier weniger, dass sein kurzes Leben in Angst und räumlicher Enge verbracht hat. Das dann zusammengedrückt mit unzähligen Artgenossen mit, mit denen vielleicht nie vorher Kontakt war, zu einer pietätlosen, unwürdigen Schlachtung gefahren wird.
…und noch eins ist mir sehr wichtig: durch die Vorbestellung kann ich steuern wie das Fleisch zerlegt wird. Das hört sich banal an, aber ist das komplette Gegenteil unserer Frischetheken. Verkauft werden kann eben nur was da ist. So erklärt sich dann, dass doch mal nicht ausreichend Gulasch oder Hack verkauft werden kann.
Bleiben am Ende noch bis zu 45-55% Schlachtabfall – absurd für mich. Daher werden auch gerne die Vierbeiner bei uns mitbedacht. Was gesetzlich freigegeben wird, kann gerne nachgefragt werden.